Früher Montagmorgen, der intensive Arbeitstag waren schon in vollem Gang, meine Gedanken drehten sich in dem Moment nur um Return on Investment und Ressourcen Allokation.
Buddy mein 6 Jahre alter Boarder Colli hat sein Körbchen in meinem Büro. Er hatte sich wieder hingelegt, da wir über das Wochenende in einem stillgelegten Steinbruch trainierten und er unglaublichen Muskelkater haben musste.
Das Übungsszenario, dass unsere Staffel bekommen hat, war die Rettung von mehreren Arbeitern die nach einer Gasexplosion vermisst wurden. Es gab verschiedene Opferbilder, entweder das eines Verschütteten oder aber der Kollege der mit einem Knalltrauma in den Wald gerannt ist und nun umherirrt.
Da der Wind an diesem Morgen sehr stark zugenommen hatte, konnte der Suchhubschrauber nicht starten und die Hunde mussten in die Suche.
Auf dem Gelände befand sich ein zerfallenes Haus, das als Lager und Verwaltung benutzt wurde und ein großer Maschinenpark um den Stein abzubauen und aufzubereiten. Förderbänder, Gitterroste und Höhen, alles das was dem Hund ein Höchstmaß an körperlicher und geistiger Beanspruchung abverlangt.
Aber auch der Hundeführer selber bekommt hier den vollen Leistungsdruck zu spüren, zudem vergisst man auch ganz schnell, dass es sich hier „nur“ um eine Übung handelt. Diese liegt zum einen an der Verantwortung für seinen Hund und sich selber um auch wieder unversehrt herauszukommen, das entscheiden und priorisieren unter Druck und sich ändernden Rahmenbedingungen und aber auch das Motivieren und abstimmen mit den Staffelkameraden. Alles läuft auf eine finale Frage der Einsatzleitung zu:
Können Sie das Suchgebiet freigeben ?!?!.
Was in letzter Konsequenz bedeutet, wenn sich hier noch ein Vermisster aufhalten sollte, wird dieser nicht mehr gefunden.
Von 0 auf 100 im Bruchteil einer Sekunde
Auf einmal sprang mein BOS Melder an und riss mich aus den Gedanken. Es war wieder soweit, ein Einsatz. In diesem Moment riss mein Hund voller Freude die Augen auf, da er wusste was das bedeutete und schaute mich mit einem ganz klaren Blick freudestrahlend an.
Als ich die Kurznachricht lass, freute sich nur noch einer auf die bevorstehende Aufgabe, da diese immer mit einem schweren Schicksal und einer Krise verbunden ist. Das war aber auch gut so, denn nur durch Spaß, Bestätigung und Anerkennung, was es für den Hund ist, geht er weit über seine Belastungsgrenzen hinaus und sucht den oder die Vermisste unter Hochdruck.
Ich bewundere meinen Hund immer wieder, er lässt sich „nur“ durch einen schrillen Pfeifton so motivieren, dass er in den Keller rennt und schwanzwedelnd vor dem Schrank steht, in dem mein Einsatzrucksack liegt. Wenn es die Zeit zulässt und die Termine sich verschieben lassen, gehe ich zum Schrank, öffne die Tür und nehme meinen roten Rucksack und die Schutzkleidung heraus. Für ihn ist dieses ein Zeichen, dass es nun auch wirklich losgeht. Er wächst förmlich über sich hinaus und rennt bellend umher und dass alles voller Freude, dass er endlich wieder arbeiten darf.
Ich denke mir oft, wenn alle nur halb so motiviert wären wie dieser 21kg schwere Boarder Colli, hätten wir zweistellige Zuwachsraten in unseren Umsätzen, und das alles nur für ein Würstchen oder einen kleinen roten Ball der nur noch von einer dünnen Naht gehalten wird.
Ihr Felix WILDE
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